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Militärschlag Syrien – Achtsamkeitspraxis – Umgang mit Angst

Militärschlag in Syrien – Achtsamkeitspraxis  – Umgang mit Angst

Heute bin im am Aachener Dom. Dort gibt es diese beiden Magnolienbäume. Es gibt überall Magnolienbäume, aber diese beiden an diesem wunderschönen Ort in der Fußgängerzone in Aachen üben seit jeher eine große Anziehung auf mich aus. Als wir – meine Frau und ich – dort sind, kommen ein Polizeiwagen, ein Lautsprecherwagen und eine Menge Demonstrantinnen und Demonstranten mit Transparenten die Kremerstraße hinunter. Da erst kommt mir die entsetzliche Erkenntnis – es hat tatsächlich einen MIlitärschlag in Syrien gegeben. USA, Frankreich und England waren daran beteiligt, Angela Merkel hält den Militärschlag für angemessen. Wie furchtbar! Der Militärschlag in Syrien ist sofort Auslöser für eine Achstsamkeitspraxis für den Umgang mit Angst und der Tatsache von Krieg um mich herum.

Menschen sprechen von Angst

Um mich herum höre ich Menschen von der großen Angst sprechen, die das in ihnen auslöst. Der Angst vor Krieg. Ich weiß sofort: ich habe keine Angst. Denn Angst heißt, Angst haben, zu sterben. Ich habe keine Angst zu sterben, denn ich weiß, dass der Tod über kurz oder lang kommen wird – ob durch Krieg, durch eine Erkrankung, einen Unfall oder durch Altersschwäche. Es kann Jahrezehnte dauern oder auch ganz schnell geschehen. Nein, ich habe keine Angst, denn ich habe keine Angst vor dem Tod.

Die laute Erinnerung

Es ist nicht die Angst vor dem Tod, sondern die Erinnerung daran, dass ich sterben werde, die in mir aufsteigt. Diese Erinnerung bekräftig in mir meinen täglichen Entschluss, mein Leben in Freude zu leben, mein Leben zu genießen und Liebe und Freude und Frieden in mir zu wässern und in die Beziehungen zu tragen, die ich lebe. Das Leben ist sooo wunderschön!

Mein und Dein Beitrag zu Frieden und Liebe

 Etwas viel Wichtigeres, als Angst sucht mich heim: die Erinnerung daran, was ich, was andere Menschen, was meine Freundinnen und meine Freunde, was Bekannte, was FacebookuserInnen zu den Bedingungen beitragen, die diesen Krieg möglich machen.

Konkrete Achtsamkeitspraxis

 Für meine Achtsamkeitspraxis ist für mich wichtig: mutige aufrichtige Selbstreflexion. Mir Klarheit darüber zu verschaffen, wo in meinem Innern, in meinen Beziehungen, in meinem Umfeld Zustände von Krieg, von Unfrieden, von ungelösten Konflikten  sind. Wo kann ich selbst in mir oder in meinem Umfeld für Frieden sorgen?

Frieden, Verbundenheit, Liebe herstellen

 Es ist so leicht, sich über Trump, über Theresa May, über Manuel Macron, über Putin aufzuregen, dass sie nicht für Frieden sorgen. Aber was ist mit dir, mit mir? Wo sind wir im Unfrieden? Wie leicht oder schwer fällt es Dir, fällt es mir, in Frieden zu sein oder aus einem ungelösten Konflikt Frieden herzustellen? Wie leicht fällt es mir, für Liebe und Frieden in meinen Beziehungen zu sorgen? Wie perfekt bin ich darin, Frieden, Verbundenheit, Liebe herzustellen? Und wenn ich nicht perfekt bin – was gibt mir das Recht, mich aufzuregen und Unfrieden auf Trump, May, Macron, Putin zu projizieren?

Frieden in mir – Frieden in der Welt

Es gibt nur einen Weg zu Frieden: Wenn jeder Mensch für Frieden und Liebe in sich selbst und in seinen Beziehungen sorgt, dann – und nur dann – kann es Frieden auf der Welt geben. „Frieden in mir – Frieden in der Welt.“

Das Kämpfen aufgeben

Ich weiß, es ist so schwer, den Frieden in sich selbst zu finden. Es ist so schwer, ihn herzustellen. Der erste Schritt ist, das Kämpfen aufzugeben – das Kämpfen gegen sich selbst. Das Kämpfen gegen andere Menschen. Das Recht haben wollen. Ja, ich weiß. Das ist sehr schwer. Aber wie sollen Trump, May, Macron, Putin aufhören, sich wie kleine Kinder im Sandkasten zu benehmen, wenn wir nicht damit aufhören?

Dein und mein konkreter Schritt HEUTE

 Mit wem kannst Du heute einen Schritt des Friedens tun? Wie kannst du das anstellen? Was kannst Du aktiv tun? Was kannst du aktiv unterlassen?

Mich den Schmerz fühlen lassen

 Meine Praxis heute: ich fühle Schmerz. Es gibt Menschen in meinem Leben, die mir wirklich weh tun. Die Konflikte nicht klären. Die ihre Projektionen nicht von mir nehmen und sich um das kümmern, was sie mir „rüberschieben“. Die mir die kalte Schulter zeigen und aalglatt sagen, „nein, es ist doch gar nichs“ obwohl sie voller Anschuldigung gegen mich sind oder waren. Die verleugnen, dass es Konflikte gibt.

 Das Herz öffnen

Ich atme achtsam und fühle den Schmerz darüber. Ich bleibe innerlich nicht cool. Ich zeige mir nicht selbst die kalte Schulter und mache mich nicht dicht für das, was mich schmerzt. Ich entwaffne mich. Keine Anschuldigung, kein Grollen. Ich öffne mein Herz für mich selbst in Frieden. Ich öffne mein Herz für die Menschen, die mir aktuell wehtun, in Frieden. In diesem friedvollen Herzen in mir finde ich das Verständnis für diese Menschen. Ich weiß, wer mir weh tut, halt selbst Schmerz in sich. Wer mir weh tut, ist das erste Opfer von sich selbst, ich erst das zweite. Mitgefühl. Ein Herz voller Mitgefühl. Das wünsche ich uns allen. Mögen alle Wesen glücklich sein.

©Claudia Iseler

Den Tod umarmen

Den Tod umarmen

Ich habe die Ausschreibung eines Workshops gesehen. “ Den Tod umarmen. Schreibwerkstatt. “ Ohne zu überlegen weiß ich sofort, dass ich diesen Workshop besuchen will. Warum? Keine Ahnung. Ich bin überrascht von dem Gefühl der Freude angesichts des Besuchs der Schreibwerkstatt und der Beschäftigung mit dem Tod auf diese Art und Weise.

Freude und Lebendigkeit

Den Tod umarmen. Die Idee, mich so mit Tod zu befassen – schreibend und ihn umarmend – erfüllt mich mit Freude und Lebendigkeit. Kognitiv erst mal völlig unlogisch. Aber ich fühle, es ist jetzt, wo ich 61 bin, genau die richtige Zeit, mich damit zu befassen, den Tod zu umarmen. Ich will mich vorbereiten darauf. Ich sehe dem ins Auge, dass ich mich auf meinen Tod hinbewege. Die statistische Lebenserwartung von 18,5 zusätzlichen Jahren ab jetzt ist überschaubar für mich. Und ich bin schon seit einer Weile erfüllt von der Vorstellung, es könnte etwas Nicht-Schreckliches daran sein, dass ich sterben werde – auch wenn ich mein Leben LIEBE.

Todestag meiner Mutter

Heute, am 3. Jahrestag des Todes meiner Mutter Rose Iseler, nehme ich diesen Tag zum Anlass, darüber zu schreiben. Sie ist im Alter von 104 Jahren gestorben. Mein Arzt meint, ich hätte gute Gene und würde sicher sehr alt. Aber gut – man kann nie wissen…ich habe mich dran gewöhnt, jeden Tag zu genießen und für jeden Tag dankbar zu sein. Ich will mich weder an die Prognose des Arztes, noch an die statistischen 18,5 Jahre klammern. Man kann nie wissen….

Aufgaben in der Schreibwerkstatt

In der Schreibwerkstatt bekommt man eine Reihe von kleineren und größeren Aufgaben. Eine der Aufgaben ist z. B., zu 3 verschiedenen Blättern, die im Raum verteilt liegen und auf denen jeweils ein Buchstabe steht, zu gehen, und Worte mit diesen Anfangsbuchstaben darauf zu schreiben. Worte, mit denen wir etwas  Angenehmes verbinden. „O“ stand auf einem Blatt, auf einem anderen „T“ und auf dem Letzten „D“. Also schrieb ich „Obst, Orientierung, Ordnung“ und „Terrasse, Tee, Telefon“ und „Dahlie, Drossel, Dattel“ oder ähnliche Worte.

Der Tod in unserer Mitte

Die Blätter werden in die Mitte gelegt. Ein großes rotes Tuch, eine Kerze, eine Blume und …..diese Blätter  „Der Tod ist jetzt in unserer Mitte und ist mit angenehmen Worten verbunden“, sagt die Schreibwerkstattleiterin. Ich schaue verwundert in die Mitte. Was meint sie damit. Erst da begreife ich. Die 3 Buchstaben sind die Buchstaben des Wortes „Tod“. Welche Feinsinnigkeit: der Tod ist in unserer Mitte. Und ihn in die Mitte zu nehmen! Mit angenehmen Worten verbunden!

Brief an den Tod

Eine weitere Aufgabe ist es, dem Tod einen Brief zu schreiben und ihn am Ende des Briefes zu umarmen. Das wird für mich zu einer Art Transformationsreise. Denn am Anfang weiß ich noch nicht so recht, was ich denn schreiben will. Nur, dass ich ihn umarmen will am Ende, das weiß ich ganz gewiss.

Hallo lieber Tod,

so lange habe ich so gelebt, als gibt es dich nicht wirklich. Oder als gibt es dich nicht wirklich in meinem Leben. Naja, schon im Leben anderer natürlich. Aber nicht in meinem. Vaters Leben – endete mit Dir. Mutters Leben – endete mit Dir.

Und dann….wenn ich jetzt darüber schreibe, taucht in mir mit einem Mal diese Lehre auf, die Lehre von „Keine Geburt – Kein Tod“. „No beginning – no end“. „Unborn and indestructible – beyond time and space“. Buddhistische Lehre.

Plötzlich spüre ich tief in mir, dass ich davon ausgehen kann, dass Du nicht das Ende des Lebens bist. Nein, das bist du nicht! Du bist eine Phantasie, eine Illusion, du bist die Projektion von etwas hinein in ein Phantasiewesen – in dieses Skelett  im dunklen Kapuzenmantel und  mit der Sense in der Hand. Die Projektion  dieses Mysteriums des letzten Atemzugs, mit der ein besonders intensiver Teil des Lebens beschrieben oder benannt wird. Nein, Du bist es nicht, der mich abholt. Du bist einfach die Abrundung des Lebens in diesem Körper.

Ja. Ich habe das feste Vertrauen, dass Du einfach ein Teil meines Lebens bist. Dass Du ein Wort, eine Personifizierung des Momentes bist, in dem ich den letzten Atemzug tue. Du bist einfach eine Bewegung meines Lebens, das irgendwann diesen Körper verlassen wird – so wie ich das will. So, wie ich das entscheide.

Nun weiß ich: Du bist ich. Wir sind eins.

In inniger Umarmung

Deine Claudia.

© Claudia Iseler