Soloretreat – Erfahrungsbericht
Mein Soloretreat – Erfahrungsbericht
Ein Gastbeitrag von Thomas Leufgen
“Vollkommene Stille. Wie ein weiter, stiller Ozean. Friedvoll.”
Ich glaube, das beschreibt am besten, wie ich mich am letzten Tag meines Soloretreats gefühlt habe. 5 Tage Schweigen und Meditation liegen hinter mir. Im Sitzen, im Gehen, beim Essen, beim Qigong.
Gelebte Entschleunigung. Und Dankbarkeit an das Leben.
Alles wird langsam gemacht. Aber vor allem: achtsam.
Der erste Abend
Als ich am ersten Abend bei Claudia ankomme, fühle ich mich gleich wie zu Hause. Allerdings auch noch ein wenig gestresst denn ich habe direkt nach einem Kunden-Auftrag die Reise nach Lontzen angetreten. Gelassen ist anders. Nachdem ich mich dann in meinem wunderschönen Zimmer niedergelassen habe, erklärt Claudia mir, wie wir die nächsten Tage gestalten werden. Ab diesem Moment heißt es dann für mich: Schweigen!
Der erste Vormittag
Der erste Morgen beginnt früh mit einer wunderschönen Meditation und einer tief berührenden Qigong-Lektion. Ein kurzer inspirierender Text leitet danach ein “Stilles Sitzen” ein.
Nach dem anschließenden Frühstück gibt es Zeit zur eigenen Praxis – ich habe mich dazu in mein Zimmer zurückgezogen um zu schreiben, meinen Gedanken freien Lauf zu lassen und die Eindrücke festzuhalten. Ich muss zugeben, dass mein Verstand am ersten Tag immer noch sehr geschäftig war und es mir erst noch relativ schwer gefallen ist, einfach “laufen zu lassen”.
Langsam, achtsam, Gerüche, Geräusche
Kurz vor dem Mittag geht es dann zur Gehmeditation, welche uns zu einem nahegelegenen Bachlauf führt. Eine wunderbare Übung bei der ich neu gelernt habe, auf mein Umfeld zu achten, das Wetter, Gerüche, Geräusche… Jeder Schritt wird bewusst gesetzt und mit der Atmung synchronisiert.
Nach dem Mittag ist wieder Zeit für eigene Praxis und ich lasse mich für ein paar Stunden in meinem Zimmer nieder. Der Verstand kommt immer mehr zur Ruhe – erst jetzt wird mir bewusst, wie still es mich werden lässt, wenn ich mein Smartphone ausgeschaltet lasse.
Der Körper spürt die Pause
Allerdings merke ich auch eine starke Müdigkeit, die mich übermannt – ich lege mich aufs Bett und schlafe erstmal eine Runde. Der Körper merkt wahrscheinlich, dass ich ihm eine Pause von meiner alltäglichen Hetze gebe – und da nimmt er sich das, was er gerade braucht.
Abends gibt es dann ein erstes Coaching-Gespräch, bei dem ich endlich nochmal sprechen kann… Endlich? nein, irgendwie fühle ich mich mit dem Schweigen sogar schon ein bisschen wohl. Es ist längst keine Hürde mehr – außer ein paar kleinen (und nicht tragischen) Verständigungsproblemen beim gemeinsamen Kochen.
Tiefgehende Erfahrungen
Ich habe an diesem Tag (und ganz besonders beim Qigong) einige tiefgehende Erfahrungen gemacht. Tief sitzende Gefühle, die hoch kamen… Traurigkeit, Wut, fehlende Selbstliebe, … Gefühle, die ich teilweise seit Jahrzehnten mit mir rumschleppe… ich merke, wie Bilder aus der Vergangenheit hochkommen – und ich lasse es zu… das alles darf jetzt da sein.
Am Abend falle ich ins Bett. Erschöpft. Und ich freue mich auf die kommenden Tage, die ähnlich gestaltet sind.
Ähnliche Struktur an den kommenden Tagen
An den folgenden Tagen komme ich immer mehr zur Ruhe. Und Claudia gibt mir so viele starke Impulse für die eigene Praxis mit, die ich alle sofort und noch während des Retreats anwenden kann. Negative Glaubenssätze, mir selbst einen Brief schreiben, tiefes Malen, Schreibmeditation. Es war eine unglaublich tiefe Erfahrung für mich.
Wieder zu Hause
Die ersten Stunden nachdem ich vom Retreat nach Hause gefahren bin, sind dann ziemlich unerbittlich zu mir gewesen… Es hat tatsächlich nicht lange gedauert, bis der Alltag mich wieder eingeholt hat. Nach einer sehr ruhigen Heimfahrt und nachdem ich mich zu Hause wieder eingerichtet habe, war der erste Gedanke, meine Mails zu checken und zu beantworten.
Alltag holt mich ein – dann fange ich mich
Was soll ich sagen… Es hat keine 2 Stunden gedauert bis ich in meiner Betriebsamkeit wieder “voll drin” war und das Gefühl hatte, ein vollkommen anderer Mensch zu sein… Zum Glück ist das mir aber dann ziemlich schnell bewusst geworden und ich habe mich wieder schnell “gefangen”. Ein paar Atemzüge reichen aus, um wieder im Moment anzukommen.
Nach einigen Wochen
Mittlerweile sind einige Wochen vergangen, und ich habe gelernt, einzelne Techniken im Alltag zu integrieren. Ich meditiere mittlerweile fast täglich und habe daraus ein kleines Ritual (Kerzen, Räuchern, …) für mich gemacht. Am liebsten morgens noch vor der Arbeit – da ist der Körper (und besonders der Kopf) noch frisch und still und darf ganz langsam in den Tag starten. Dabei merke ich tatsächlich, dass diese Praxis mich für den Großteil des Tages ganz gelassen werden lässt.
Immer wieder in die Stille
Tagsüber schaffe ich selbst immer öfter Möglichkeiten, in die Stille zu gehen – hin und wieder kann ich meine Mittagspause mit einer Gehmeditation verbringen und mindestens 1x die Woche schenke ich mir Zeit für eine Schreibmeditation. Und selbst das Qigong kann ich 1x in der Woche praktizieren.
Smartphone ruhen lassen
Das Smartphone lasse ich immer öfter liegen – ganz besonders wenn die Kinder im Haus sind oder wenn ich mich mit jemandem unterhalte – und ich habe gemerkt, wie sehr es mich gleichzeitig stresst und auch langweilt, durch die sozialen Medien zu ziehen… Daher übe ich mich mittlerweile immer mehr darin, diese Seiten so bewusst wie möglich zu besuchen.
Mittlerweile kommt es sogar vor, dass Musik mich stört – zu viel Beschallung bei der Arbeit oder bei anderen Aktivitäten – selbst beim Autofahren. Ich “arbeite” gerade an einem Ritual, wie ich bewusster Musik hören kann – mir 1 Stunde Zeit zu schenken, ein kleines Ritual mit Tee oder Kaffee – und dann Musik von der LP.
Achtsamkeit im Alltag leben
Was kann ich noch über das Retreat sagen? Alles in Allem habe ich unfassbar viele alltagstaugliche Techniken gelernt und “mit nach Hause” bekommen, um Achtsamkeit zu leben und immer weiter zu üben. Ich konnte fühlen, wie viel Erfahrung, Wissen und wie viel Liebe und Leidenschaft Claudia in dieses Retreat gesteckt hat. Das Retreat ist ein unglaubliches Geschenk, von dem ich noch sehr lange zehren werde.
Ich bin so dankbar für die Zeit bei Dir, liebe Claudia, und ich werde das Retreat gerne weiterempfehlen!
Thomas Leufgen
https://www.thomasleufgen.com/
Ich kenne Thomas als einen ausgezeichneten und außergewöhnlichen Porträtfotographen und Künstler. Er fotografiert, was er mit seinen Augen der Liebe sieht. Er stellt eine achtsame, liebevolle und humorvolle Beziehung mit den Menschen, die er fotografiert, her. Ein Shooting mit ihm ist auch für Menschen geeignet, die ungern fotografiert werden und – so wie ich – vor einer Kameralinse erstarren. Seine Fotos sind authentisch, echt und ganz Du. Ein Fototermin mit ihm…..ist ein Genuss, ein erhebendes Erlebnis. Es lohnt sich, sich ein Shooting mit ihm zu gönnen. Claudia Iseler
Gabi
Ich bin sehr berührt von Thomas Erfahrungsbericht. Da ich mir selbst nicht so richtig vorstellen kann wie es ist, 5 Tage ohne zu sprechen … Aber ich bin nun ganz schön neugierig und kann mir gut vorstellen, dass das auch mal etwas für mich ist. Was ich sehr gut finde ist die Nachhaltigkeit. Das man immer wieder im Alltag Möglichkeiten findet sich vom vielen Wirrwarr und Streß zu erholen und neu aufzutanken!
Ein toller Erfahrungsbericht!
Claudia Iseler
Liebe Gabi,
danke für Deinen Kommentar! Tatsächlich ist die Schweigezeit im Soloretreat 23 Stunden täglich, denn eine Stunde ist begleitendes Coaching/Psychotherapiegespräch. Ja, es ist etwas, was man sich nur schwer vorstellen kann, eine längere Zeit absichtlich zu schweigen. Denn unsere Kultur ist baut sehr stark darauf auf, dass unser Geist beschäftigt ist mit allem Möglichen, mit Sorgen, mit Angst, mit Konsumwünschen, mit Smalltalk. Die meisten Menschen sind völlig unerfahren darin, ihrer wahren Natur und den authentischen Impulsen in sich selbst zu begegnen und sich davon inspirieren zu lassen. Das ist etwas, was in der Stille und mit der Absicht, sich selbst zu begegnen, geschieht. Diese Art der Verbundenheit mit uns selbst ist ja etwas, was uns ruhig macht, uns glücklich macht und auch die wirkliche Verbundenheit mit anderen Menschen vertieft. Das größte schmerzlichste Problem ist Einsamkeit. Es lässt sich lösen durch Verbundenheit mit sich selbst, die in so einem Retreat entsteht. Darüberhinaus entsteht ein starkes Bewusstsein über die eigenen Selbstheilungskräfte. Damit lässt sich nach meiner Erfahrung fast alles lösen. Vielleicht ist das Soloretreat ja tatsächlich irgendwann etwas für Dich. Wirrwar und Stress lassen sich beruhigen und in der Stille liegt bekanntlich die Kraft! Vielleicht magst Du ja noch einmal zu einem Retreattag kommen, z. B. am 7. April von 11 – 18 Uhr?!
Alles Liebe sendet Dir
Deine Claudia
Claudia Iseler
Lieber Thomas,
hab ganz lieben Dank für den wundervollen Erfahrungsbericht! Ich bin sehr berührt davon, noch einmal mitzuerleben, welche Erfahrungen Du im Retreat gemacht hast und noch mehr davon, wie Du alles im Alltag umsetzt.
Ich wünsche Dir viel Freude mit Deiner Achtsamkeitspraxis im Alltag. Alles alles Liebe, Deine Claudia