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Autor: Claudia Iseler

Frieden in mir – Frieden in der Welt

 „Frieden in mir – Frieden in der Welt“. Thich Nhat Hanh

 Könnten wir Frieden in der Welt erreichen, ohne Frieden in uns selbst zu haben? Und woraus besteht Frieden in uns selbst?

Frieden ist weit mehr als die Abwesenheit von Krieg. Frieden ist weit mehr, als die Abwesenheit von Gewalt. Frieden ist eine Kunst. Frieden braucht Mut! „Frieden ist eine Übung“. Thich Nhat Hanh.

Frieden als Übung

„Erleuchtung, Frieden und Freude werden nicht von jemand anderem gewährt. Der Brunnen ist in uns, und wenn wir im gegenwärtigen Moment tief graben, wird das Wasser kraftvoll heraussprudeln.“ Thich Nhat Hanh
Aber wie können wir denn Frieden üben? Wie können wir üben, das Wasser des Friedens aus diesem Brunnen kraftvoll heraussprudeln lassen? Frieden ist etwas, das uns von Geburt an innewohnt. Eine der stärksten geistigen Kräfte, verschüttet von so viel Unfrieden um uns herum, die wir durch Übung reanimieren und entwickeln können. Wenn eine ausreichend große Zahl – eine kritische Masse – in sich Frieden lebendig sein lassen kann, haben wir Frieden auf der Welt. 

Ein Schneespaziergang

Wenn ich nachspüre, wo ich Frieden in mir empfinde, dann fallen mir Schneespaziergänge ein. Stille, die Welt ist in einem wunderschönen strahlend weißen Kleid, der Januarhimmel ist tief blau, die Sonne strahlt hell, die Luft ist klar, frisch und kalt, der Bach plätschert und murmelt unter einer glitzernden Eisdecke und die Schritte sinken sanft  und achtsam in die noch ganz unberührte Schneedecke. Frieden im Herzen. Kennst Du diesen Frieden in der Natur auch? Magst Du darüber etwas in die Kommentare schreiben?

Eine selige Weihnachtsfeier

Eine Weihnachtsfeier im tiefen Einverständnis und Verbundenheit mit all dem, was in mir und uns neu geboren ist, mit traditionellen Liedern und dem Segen der Liebe, die jede/r aus tiefstem Herzen verschenken mag. Frieden im Herzen.

Versöhnung mit mir selbst

Innerer Frieden ist innere Ruhe. Alle Stimmen, die miteinander ringen, sind miteinander versöhnt, sind in den Hintergrund getreten, sind befriedet, sind still geworden. Die Stille ist so wohltuend und entspannend zu spüren!

Mitgefühl und Liebesfähigkeit

Aus der Stille treten langsam die Fähigkeiten der Liebe, des Mitfühlens, des Verstehens in den Vordergrund. Aus diesen wird ganz einfach und leicht das tiefe Wissen geboren, dass wir alle Menschen sind mit einer völlig gleichen inneren Ausstattung. Keiner ist besser. Keine ist schlechter. Keiner ist gleich. Menschen.

Wir sind alle Menschen mit all den menschelnden Seiten, mit der Sehnsucht nach Lieben und Geliebtwerden. Mit den kleinen menschelnden Ungeschicklichkeiten, die uns auf unsere Umgebung reagieren lassen.

Wir sind alle Menschen mit den verwundeten jungen zarten Seiten in uns, mit denen wir oft noch so hilflos sind, nicht wissen, wie wir sie heilen und liebevoll in unserem Leben einen lebendigen heilsamen Platz geben können. 

Angst und Verletzung

So schnell geschieht es dann, in Gefühlen von Angst und Verletzung zu stecken! Je zarter das in uns ist, was unachtsam berührt ist, desto stärker und schneller sind Hass, Feindseligkeit, Gewalt in uns berührt. Und plötzlich, bevor wir es gemerkt haben, sind wir mitten im Kampf:

im Kampf gegen uns selbst: Anstatt Angst, Trauer und Verletzung zu spüren, Verantwortung dafür zu übernehmen und mit innerem Mitgefühl zu beantworten und zu heilen, werden sie niedergekämpft. sie werden in die Verbannung geschickt, damit wir nichts mehr davon fühlen. Im Kampf mit dem anderen: Ganz schnell sind Schuldzuweisungen, Anklagen ausgestoßen, die Munition zwischenmenschlicher Klein-Kriege. Verletzende Äußerungen werden kalt dem anderen Menschen entgegengeschleudert. Autsch! 

Frieden üben

Der Weg in den inneren Frieden führt über das Stoppen.  Wenn wir stoppen, können wir erst mal aufhören, die Sache zu verschlimmern und ganz bei uns selbst im gegenwärtigen Augenblick ankommen. Wir können mutig sein und Verantwortung für uns selbst und den Frieden in uns und um uns herum übernehmen: unsere Gefühle aus der Verbannung holen. Wir können sie liebevoll anschauen, ihnen den Atem unserer Liebe und unseres Mitgefühls schenken und sie damit heilen. Dann können wir unser Herz wieder öffnen. Für die Fähigkeit, das zu tun braucht es für viele Menschen Unterstützung von einer Gemeinschaft, die Frieden üben- z. B. in einer Sangha

Verstehen und Mitgefühl verschenken

Wir können uns darauf besinnen , dass der andere genauso verletzt ist. Wir wissen auf einmal wieder, dass derjenige, der uns verletzt hat, selbst das erste Opfer seiner Verletzung ist, die aus seinem eigenen Leiden geboren ist. Wir können sehen, dass es manchmal geschieht im Leben, dass wir einander verletzen, mehr oder weniger unbeabsichtigt oder aus Unwissenheit. Wir können dem anderen unsere Liebe, unser Verstehen und unser Mitgefühl schenken.

Mindset des Friedens

Nach dem Stoppen, dem Gewahrwerden der eigenen Verletzung, der emotionalen Fürsorge für die Verletzung in uns selbst mit Mitgefühl und liebender Güte für uns selbst und dem Mitgefühl und Verstehen für die andere Person können wir uns zurücklehnen und uns entspannen. Wir können uns hineinentspannen in die schönen friedvollen Erlebnisse, die wir erinnern. Wir können bei einer Tasse Tee, achtsamem Atmen und einem sanften nach innen gerichteten Lächeln in solch friedvollen Erinnerungen schwelgen und sie damit im Hier und Jetzt lebendig machen.  Dann spüren wir wieder, wie sich echter innerer Frieden und innere Harmonie anfühlen und haben mit diesem wiederbelebten Gefühl den Nordstern für unseren Peacewalk durchs Leben. Wir können uns sogar für das Neue Jahr die Intention setzen, dass mein innerer Frieden die höchste Priorität im Leben hat. 

Wie schön, wenn wir solche inneren und äußeren Friedensprozesse möglich machen können! Diejenigen, die es können, wissen, dass es eine lohnende Lebensaufgabe ist, solche innere und äußere Friedensarbeit zu machen. Denn was gibt es Schöneres, als friedvoll, mit Liebe im Herzen versöhnt mit sich und der Welt zu sein und einander einfach nur zu genießen!

Ich wünsche uns allen ein glückliches Neues Jahr 2023 voller Frieden und Harmonie – als eine gesunde heilsame Basis für alles, was uns wichtig ist ❣️

© Claudia Iseler

Kontakt:   Mobil 0176-2333-8027

Spirituelle Toxic achtsam wahrnehmen

Spirituelle Toxic achtsam wahrnehmen

Im spirituellen Feld

Ich denke und fühle immer wieder über Spirituelle Toxic nach. Und auch, was notwendig ist, um sie zu erkennen und zu verändern. So Vieles, was mir in dem immer größer werdenden Feld von Yoga, Meditation, spirituellen LehrerInnen, Spiritualität praktizierenden Menschen begegnet,  ist so wunderbar und heilsam. Und doch ist es ein Feld, das auch von „Menscheln“ geprägt ist.

Der Lehrer, der die spirituelle Praxis mit Projektionen unterrichtet und einzelnen Praktizierenden bei jeglichen Schwierigkeiten vorwirft, dass ihr Ego zu groß ist, könnte vielleicht klarer reflektieren und sehen, ob das eine Projektion von ihm selbst sein könnte. Dass auch sein eigenes Ego noch unreflektiert sehr groß ist. Die Sangha, die Mitglieder mobbt. Die spirituell Übende, die ihrer Freundin sagt, dass sie die häusliche Gewalt deshalb erlebt, weil sie im früheren Leben ein Mann war, der seine Frau und Kinder geschlagen hat. 

Im spirituellen Unternehmen

Wenn der Direktor eines spirituellen Unternehmens auf der Webseite zu seiner Person erklärt, dass er spirituell zu seiner wahren Natur erwacht sei. Wenn er dann – vielleicht sogar vor sich selbst –  verschweigt, dass er danach aber letztlich doch immer wieder mal einschläft – vielleicht, weil er so wach doch noch nicht ist. Oder er das Erwachtsein unter Alltagsbelastung noch nicht aufrecherhalten oder wiedergewinnen kann. Wenn er es dann verpasst, die toxischen Seiten, die nach jedem Bewusstseinsschritt aufsteigen, zu erkennen, zu reflektieren, zu verwandeln, zu heilen und in sein Bewusstsein zu integrieren. Wenn er dann die Mitarbeitenden zwar manchmal liebevoll, manchmal konfrontativ aber eben auch häufig spirituell überheblich, kognitiv belehrend und manchmal sogar wie Dreck behandelt. Dann ist das einerseits „normal menschelnd“. Andererseits aber in seiner verantwortungsvollen Position absolut fern jeglicher Verantwortung, Integrität und Ethik. Und für die Mitarbeitenden sehr schwer zu durchschauen. Und noch schwerer ist es, das abzuwehren und für die eigenen Interessen einzustehen. 

Spiritueller Missbrauch

Spirituelle Toxic in Form von spirituellem Missbrauch ist viel weiter verbreitet, als das bekannt ist. Ein Tabu, drüber zu sprechen und kein Tabu, es zu tun. Das fängt an bei dem ganz „normalen“ Helfersyndrom, wo im spirituellen Feld besserwissende RatSCHLÄGE gegeben werden. Dann fühlt man sich vermeintlich stärker und kann die eigenen Schwächegefühle damit abwehren. Das geht weiter mit der Yogalehrerin, die am Flyerstand im Biosupermarkt die Flyer der anderen Yogalehrerin alle mitnimmt, damit nur ihre eigenen ausliegen.

Und geht noch weiter mit LehrerInnen, die sich nicht ausreichend selbst reflektieren, die nicht in Supervision sind, die ihre blinden Flecken noch nicht kennen und die sich darum auch nicht kümmern. Die in Machtkämpfen  um den spirituellen Markt verstrickt sind, oder darum, wer spirituell Recht hat. Die die spirituellen und emotionalen Bedürfnisse von Menschen ausbeuten und immense Summen einstreichen und glauben, das Recht auf einen spirituellen Neokapitalismus zu haben und ihre Arbeit ja ach so wertvoll ist und deshalb unsagbar teuer sein darf. Und schließlich diejenigen, die physische, psychische oder sexualisierte Gewalt anwenden.

Symbolbild für ein Meditationsretreat. Wir halten jetzt natürlich viel mehr Abstand und sind in einem viel größeren Raum!Die grausame Krönung ist dann noch der spirituelle Lehrer mit weltweit zigtausenden von AnhängerInnen, der physische, psychische und sexualisierte Gewalt angewendet hat. Diese hat er als seine „ungewöhnlichen Methoden als Lehrer“ verkauft. Alle seine Studierenden, die mit seinen „ungewöhnlichen Methoden“ Schwierigkeiten haben, galten als „die sind halt noch nicht so weit“. Für diese armen missbrauchten Geschöpfe hat er eine eigene Therapieform entwickelt. Diese Therapieform müssen die Betroffenen auch noch teuer bezahlen, um von den Wunden, die er ihnen zugefügt hat, vermeintlich zu heilen. Das ist dann nicht einfach nur Tocic. Nicht einfach nur spiritueller Missbrauch. Das muss man deutlich sagen: das ist Sadismus. 

Wie kann sich das überhaupt so verbreiten?

Jede und jeder von uns hat Toxic in ihrem und seinem Leben erlebt. Es steckt größtenteils unreflektiert in jeder und jedem von uns drin. Toxic wird dämonisiert. Sie wird identifiziert mit dem Bösen, und das Böse will niemand haben und deshalb wird es tabuisiert, darüber zu sprechen. Es gibt im spirituellen Feld diese heilsame Gewohnheit, immer das Gute und Schöne wahrzunehmen. Das ist soo wertvoll! Es stärkt uns und fördert unsere Fähigkeit, in Kohärenz zu leben, glücklich sein zu können und auch, Kraft damit selbst zu generieren, die wir brauchen, um das Schwierige im Leben zu konfrontieren und zu heilen. Oftmals wird aber dabei das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Das Schwierige ignoriert – auch weil es vermeintlich keine geeignete Form zu geben scheint, es anzusprechen. Und auch, weil es ein Tabu ist. 

Die Große spirituelle Sehnsucht

Es gibt eine große Sehnsucht in uns Menschen nach einem heilsamem Ort, nach einem heilsamem Umfeld, nach einer heilen Welt, in der alles in Ordnung ist und wo es Regeln gibt, die diese heile Welt ermöglichen und dauerhaft aufrechterhalten. Teilweise ist das eine kindliche Sehnsucht, die von einem inneren Ort stammt, wo wir von Konflikten überfordert sind. Wir suchen eine/n Lehrer/in, die für eine heile Welt in einer spirituellen Gemeinschaft sorgen. Mit dieser tiefen spirituellen Sehnsucht sind wir leicht ausbeutbar, ohne dass uns das eine wie das andere bewusst wäre. Unsere Seele ist von Natur aus arglos. Wir finden teilweise Erfüllung dieser Sehnsucht. Alles, was diese Sehnsucht nicht erfüllt, erforschen wir oftmals sogar brav mit unserer spirituellen Praxis und suchen den Fehler bei uns selbst – so wie  ein/e spirituelle/r LehrerIn das immer von uns fordert – und wie es ja auch teilweise angebracht und auch erleichternd  ist:  den eigenen Anteil zu erkennen, zu reflektieren und zu erforschen. Aber eben nicht immer.

Unzulängliche Ausbildung

Die im spirituellen Feld Arbeitenden sind manchmal nur unzulänglich darin ausgebildet, sich selbst zu reflektieren. Manchen Menschen fehlt auch schlicht die Selbstreflexionsfähigkeit. Es gibt keinerlei Verpflichtung zu Supervision, wie etwa für Psychotherapeuten. Es gibt eher einen Konsens unter Lehrenden, „wir sind die Guten“, als dass sie sich in dem reflektieren, wo sie ihr eigenes Gewaltpotential ausagieren. 

Das eigene Gewaltpotential reflektieren

Selbst in solchen spirituellen Traditionen, wo es zum Kern der Ethik gehört, das eigene Gewaltpotential zu erkennen, zu reflektieren und zu transformieren – wie z. B. in der Plum Village Tradition, die Thich Nhat Hanh ins Leben gerufen hat – habe ich diese psychische und spirituelle Gewalt durch LehrerInnen erlebt. Diese menschelnde Seite von spirituell Lehrenden ist tabuisiert. Zumindest, was das darüber sprechen angeht. Es ist jedoch nicht tabuisiert, das eigene Gewaltpotential auszuagieren. Mobbing und Intriganz geschehen auch in solchen Feldern. 

Meditation allein macht uns nicht zu guten Menschen

Niemand von uns wird allein durch Meditation ein guter Mensch. Im Japanischen Faschismus waren sogar anerkannte Zenmeister Unterstützer des Regimes und der Folter und Morde, die dort geschahen. Eine integere spirituelle Praxis beinhaltet Ethik. Ethik besteht aus der Sammlung von Werten auf der Basis von Würde, Authentizität, Aufrichtigkeit und Menschenrechten, denen wir im Leben folgen wollen. Diese Ethik wohnt uns von Natur aus inne. Mitgefühl ist beispielsweise eine angeborene Haltung, wie Studien bewiesen haben. Erlittenes Trauma zerstört nicht nur seelische Unversehrtheit – es zerstört auch diese Ethik. Wird ein Trauma bearbeitet und geheilt, heilt auch die Fähigkeit, die angeborene Ethik wieder zu verinnerlichen. 

Ethik wird vernommen aus Sensibilität für uns selbst

Wenn wir – spirituell Lehrende ebenso wie spirituell Praktizierende –  uns fragen, was uns in der Tiefe unseres Menschseins wertvoll und kostbar ist, dann machen die Antworten auf diese Fragen unsere Ethik aus. Wenn wir nach dieser Ethik leben, geht es uns gut, sind wir glücklich. Um die innere Stimme, die uns auf unsere Ethik hinweist, zu hören, brauchen wir viel Sensibilität, Nach-innen-Tasten und Aufmerksamkeit für uns selbst. Wir wissen tief im Innern sehr genau, was „richtig“ und „gut“ ist.

Dieses intuitive Wissen – unsere uns als Mensch natürlicherweise innewohnende Ethik –  ist für uns alle – spirituell Lehrende ebenso wie spirituell Praktizierende – der Seismograph dafür, nicht nur das Heilsame und Wohtuende und Wachstumsfördernde in unseren spirituellen Erfahrungen zu erkennen, sondern auch spirituelle Toxic zu erkennen, zu reflektieren, zu transformieren – und auch unsere Lehrenden damit zu konfrontieren und ihre Selbstreflexion zu fordern. Damit schaffen wir Raum für all das Heilsame, wonach wir uns alle so sehr sehnen und werden zum Segen – für uns selbst und für andere. 

© Claudia Iseler