Verbundenheit mit mir selbst 2
Verbundenheit mit mir selbst 2
Der Weg der Achtsamkeit zu Dir selbst nach Hause
Es ist so wertvoll und schön, in sich selbst zuhause zu sein, und in Verbundenheit mit mir selbst 2 ( hier findest du Verbundenheit mit mir selbst 1 )geht es darum, einen Weg anzuschauen, wie wir dahin kommen. Damit es im inneren Zuhause richtig schön ist, damit ich gerne in mir selbst Zuhause bin, habe ich mich über einige Jahre darangegeben, nachhaltig aufzuräumen. Ich bin mir bewusst geworden, was alles in mir steckt und habe aus der „inneren Rumpelkammer“ einen aufgeräumten Bereich gemacht, wo alles seinen Platz hat. Dadurch fällt das tägliche Aufräumen viel leichter. Und so, wie es im äußeren Zuhause nötig ist, täglich aufzuräumen, habe ich auch im Innern mit der täglichen Meditationspraxis die Gelegenheit, immer wieder aufzuräumen, was sich an Unerledigtem ansammelt und mein Leben, meinen Alltag, zu verarbeiten und zu reinigen.
Bewusstheit führt zu innerer Ordnung
Indem ich mir bewusst bin, was in meinem Innern los ist, räume ich bereits auf. Das Zauberwörtchen der Achtsamkeitspraxis, die Licht ins Dunkel der Rumpelkammer bringt: „Aha, da ist ein ungelöster Konflikt. Aha, dort ist eine brachliegende Fähigkeit in mir, die leben möchte. Aha, dort ist eine schmerzhafte unverarbeitete Erinnerung an meinen früheren Ehepartner. Aha, dort sind die Dinge, die mir Freude machen“ usw. Das Gewahrsein macht möglich, dass Dinge ihren Platz im Innern bekommen. Lass uns also anfangen, in das innere Aufräumen eine Struktur zu bringen. Denn wenn es im Innern aufgeräumt ist, bist du lieber „bei dir selbst zuhause“, bist du mehr im Frieden mit allem was ist, kannst dich besser entspannen, kannst besser schlafen usw.
Struktur des Aufräumens
Hier stelle ich dir eine Struktur vor, mit der Du systematisch und nachhaltig dein Inneres aufräumen kannst. Du kannst dir die einzelnen Punkte intensiv anschauen und dir selbst Klarheit darüber verschaffen, was da in dir los ist. Das braucht Zeit. Nimm dir für jeden Punkt einen Monat oder zwei, sodass du eine gründliche Bewusstheit hast und Klarheit darüber schaffen kannst, wo noch „Baustellen“ in dir sind. Vielleicht magst du darüber dein ganz persönliches Aufräumbuch schreiben und/oder Bilder dazu malen, mit FreundInnen darüber sprechen und wirklich tiefen Aufschluss darüber erhalten, was da in dir steckt.
1. Bedürfnisse
Bedürfnisse sind ein sehr wichtiges Kapitel in diesem Buch des Aufräumens. Aus meiner ganz persönlichen Perspektive sind sie das wichtigste Kapitel. Als ich in meiner Psychotherapieausbildung während einer Krise von meinem Ausbilder gefragt wurde, „Was brauchst du denn jetzt?“, da fühlte ich einen tiefen emotionalen Analphabetismus, was Bedürfnisse angeht, in mir. Ich hatte keine Ahnung, was ich brauchte. Ich hatte mir überhaupt diese Frage noch nie wirklich gestellt, in keiner Situation meines Lebens, „was brauche ich“. Ich habe 6 Wochen darüber kontempliert „was brauche ich jetzt“ und dann kamen allmählich die Antworten, was ich brauche, damit es mir besser geht. Mittlerweile ist die Frage in meinem Alltag die Basis für mein Wohlergehen: was brauche ich? Was sind meine Bedürfnisse? Ich habe gelernt, auf die Stimme des Lebens in mir zu lauschen, die mir schon immer gesagt hat, was ich brauche und die zu vernehmen mir abgewöhnt wurde. Mittlerweile weiß ich präziser, was meine Bedürfnisse in meinem Alltag, in meiner Ehe, in meinen Freundschaften sind. Und ich weiß, welche meiner Bedürfnisse unabdingbar sind und auf welche ich auch hin und wieder verzichten kann. Beispiel: für mich sind Treue und Loyalität sowohl in Ehe als auch in Freundschaft als Basis unabdingbar. Wenn das nicht die Basis der Ehe oder Freundschaft ist, kann ich diese Beziehung nicht leben.
2. Werte
Aus der Kenntnis der Bedürfnisse entstehen Werte: was ist mir etwas wert? Was ist mir kostbar? Welche Werte gibt es allgemein. Welche Werte gehören zu meinem Wohlbefinden. Beispiel: eine antikapitalistische Wirtschaft ist für mich ein starker Wert. Das wusste ich gar nicht so deutlich, bis ich mit einem Weiterbildungsunternehmen zu tun hatte, das seine MitarbeiterInnen ausbeutete. Ich habe die Weiterbildung mittendrin beendet, weil das so sehr gegen meine Werte verstößt. Warum Werte? Wenn ich Werte habe und weiß, welche das sind, dann habe ich eine Orientierung im Leben. Dann kann ich mich in jeder Situation fragen, ob sie meinen Werten entspricht. Beispiel: Einer meiner höchsten Werte ist Liebe. In jeglichem Konflikt kann ich mich fragen: „was würde die Liebe sagen“? Daraus kann ich Erkenntnisse gewinnen, wie ich handeln möchte. Und dieses Handeln fühlt sich dann gut, „richtig“, stimmig an.
3. Schöne Erfahrungen
Welche schönen Erfahrungen gibt es in deinem Leben? Welche schönen Erinnerungen hast du? Oftmals sind wir so absorbiert von den schlechten Erfahrungen, den schlechten Nachrichten, dem Stress auf der Arbeit usw., dass die schönen Erfahrungen ganz unten in der Rumpelkammer verschwinden. Dann sehen wir sie nicht mehr. Wenn wir dran denken und drüber erzählen, macht das den inneren Raum schöner. Es herrscht dann ein anderes Klima. Wir nennen diese Achtsamkeitspraxis auch „die Samen von Freude und Glück wässern“.
4. Deine Fähigkeiten
Welche Fähigkeiten hast du? Du hast so viele wunderschöne Fähigkeiten. Welche beruflichen, sozialen, zwischenmenschlichen Fähigkeiten hast du? Welche Fähigkeiten zur Persönlichkeitsentfaltung gibt es in dir? Welche Sehnsüchte hast Du. Welche Träume. Welche Pläne, Visionen? Deine Sehnsüchte, Träume, Pläne, Visionen sind die klaren Hinweise darauf, welche Fähigkeiten in dir leben möchten.
5. Lernen
Was möchte ich gerne lernen, um a) mich beruflich zu entwickeln. B) mich persönlich zu entwickeln? Gibt es da Neugier, etwas zu lernen? Ich finde es wichtig, herauszufinden, was da in dir brennt darauf, etwas zu lernen, weil es schön ist und es dir hilft, dich zu entfalten. Ich spreche explizit hier nicht davon, dich selbst zum Objekt eines grassierenden „Selbstoptimierungswahns“ zu machen. Ich spreche von dem, was Dich begeistern würde, zu lernen. Ich spreche von dem, was Dir das Lebens (noch) lebenswerter und schöner und spannender und aufregender machen würde! So, dass Dir Dein Beruf (noch) mehr Spaß machen würde. So, dass Du (noch) lieber mit dir zusammen Zuhause sein magst.
6. Was macht mir Freude
Finde heraus, was dir Freude macht im Leben. Und finde heraus, wie du Dinge mit Freude tun kannst. Wenn die Freude verloren geht, ist das Burnout nicht weit. Freude im Leben zu kultivieren ist eine Kunst, ohne deren Ausübung wir verkümmern und irgendwann keine Energie mehr haben.
7. Exil und Verbannung
Was ist im emotionalen Exil? Was ist in der seelischen Verbannung? Dinge, an die wir nicht denken wollen, weil sie uns zu weh tun – der Tod des geliebten Menschen, die Gewalterfahrungen aus der Kindheit, der Autounfall, der Krankenhausaufenthalt usw. Solche Dinge stecken wir in den Raum hinter der inneren Rumpelkammer so weit nach hinten, dass wir diese emotionalen Belastungen nicht mehr spüren. Das Ding hat einen Haken: selbst aus dem Exil und der Verbannung wirken die Folgen dieser Erlebnisse. Und zwar nicht zu knapp. All die Wut, die innere Unruhe, die Konflikte mit anderen, das Gefühl, nicht gerne „zuhause zu sein“ können damit zusammenhängen. Wenn Du weißt oder erkennst, was du in die Verbannung geschickt hast, hast du einen ersten Schritt getan, diese unerledigten Schwierigkeiten aus der Verbannung zu holen. Dann geht es um Heilung. Wie kannst du es heilen?
8. Dein Start ins Leben
Ich habe ein sehr interessantes Video gesehen darüber, wie ein Trainern Kindern bewusst macht, dass wir alle unterschiedliche Startvoraussetzungen ins Leben mitbekommen haben. Manche von uns haben am Start des Lebens Bürden, die sie durch ihr Leben schleppen müssen, die nachweislich Behinderungen sind, erfolgreich zu sein und sich zu entfalten. Dazu gehören Scheidung der Eltern, Tod der Eltern in der Kindheit/Jugend, Alkoholismus oder Drogensucht eines Elternteils, sexueller Missbrauch, körperliche und / oder seelische Gewalt usw. Wie ist es da bei dir? Hast du so etwas erlebt? Hast du Verständnis für dich selbst und Geduld mit dir selbst, falls du solche Startschwierigkeiten erlebt hast?
9. Selbstfürsorge
Selbstfürsorge ist eine Fähigkeit, die es zu erlernen gilt, um uns und andere vor den Leiden des Unversorgtseins zu schützen. Seien es die unerledigten Schwierigkeiten im Innern, aus denen wir still schreiende Bedürfnisse mitbringen, seien es die Bedürfnisse des Alltags – wir quälen uns selbst und sind eine Belastung für andere, wenn wir uns selbst nicht ausreichend versorgen. Ausreichend versorgen heißt, uns so versorgen, dass es uns gut geht. Wie gut kannst du Selbstfürsorge? Was gibt es da noch für dich zu lernen? Wie kannst du es lernen? Wer kann dich darin unterstützen? Und welche Hilfe, z. B. Psychotherapie, kannst du dir holen, um Unverarbeitetes, was dich innerlich quält, zu heilen?
10. Selbstwertschätzung
Wie steht es um das Gefühl deines Selbstwertes? Fühlst du, dass du ein wertvoller Mensch bist? Kannst du dich genauso akzeptieren, wie du bist?
11. Selbstliebe
Wichtiger, als Selbstwertschätzung finde ich die Liebe zu sich selbst. Denn wenn ich mich selbst nicht wertschätze, aber mich mit diesem geringen Selbstwert liebe – da ist Wohlbefinden. Du hast allen Grund, dich selbst zu lieben. Tief in dir – vielleicht noch verborgen – bist du Liebe. Unendliche Liebe. Wie kannst du damit in Berührung kommen? Wie kannst du Tag für Tag Liebe in dein Leben bringen, so stark, dass du dich völlig veränderst? Für mich ist es die Meditation der Selbstliebe, die ich manchmal täglich mache, um der Liebe, die in mir noch verborgen ist oder sich im Alltag wieder etwas verborgen hat, zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen. Die Fähigkeit, dich selbst zu lieben, ist die Basis für deine Fähigkeit, andere Menschen zu lieben.
12. Mitgefühl
Mitgefühl ist eine der Aspekte wahrer Liebe. Wie sieht es mit dem Mitgefühl dir selbst gegenüber aus? Leidest du unter einem inneren Kritiker? Unter Perfektionszwang? Dann kann das Mitgefühl dir selbst gegenüber helfen. Es ist gut und wichtig, Mitgefühl zu kultivieren, denn das ist wesentlich dafür verantwortlich, dass du glücklich bist.
13. Deine Baustellen benennen
Wir alle haben Baustellen in uns. Wenn wir darin ehrlich uns selbst gegenüber sind, tun wir uns etwas wirklich Gutes. Obwohl es sich eigentlich erst mal nicht so gut anfühlt, aus der Illusion auszusteigen, dass alles eigentlich ziemlich im Lot ist in uns, ist es dennoch befreiend, in Klarheit zu benennen, an welcher Stelle wir Schwierigkeiten haben, mit denen zu beschäftigen ganz gut tun könnte. Sobald ich mich wirklich wissen lasse, an welchen Stellen es noch Zuwendung braucht, um mich wirklich „ganz“ zu leben und um mein Potential zu entfalten und meinen Sehnsüchten zu folgen, ist die Basis der Erkenntnis geschaffen, die notwendig ist, um zu handeln.
14. Deine Gefühle
Wie steht es um Deine Gefühle? Spürst Du Deine Gefühle? Welche sind für Dich zugänglich? Mit welchen hast Du Schwierigkeiten? Ist es eher die Wut oder eher die Freude? Vielleicht magst Du eine Gefühlslandkarte zeichnen und die vergegenwärtigen, welche Gefühle alle in Dir leben dürfen und welche noch verborgen sind. Welche Unterstützung von Dir brauchen. Wie ist es mit Ängsten? Wusstest du, dass Angst ein weitverbreitetes Phänomen ist, das sehr stark tabuisiert ist? Das bedeutet, dass sehr viele Menschen an vielen Ängsten leiden und dass nur sehr wenige Menschen – nämlich die wirklich Mutigen – darüber sprechen? Wusstest Du, dass nur eine von zwei Haltungen in dir leben können – entweder Liebe oder Angst? Das bedeutet, dass Du Angst mit der Liebe, die in Dir wohnt, heilen kannst.
15. Deine Beziehungen
Wie sehen Deine Beziehungen aus? Als erstes die Beziehung mit Dir selbst und allen Deinen Seiten. Die Kindliche Seite (ich habe mir abgewöhnt, vom „inneren Kind“ zu sprechen. Denn wenn wir mit der kindlichen Seite von uns zu tun haben, dann sind wir mit jeder Faser Kind). Die erwachsene Seite. Dein berufliches Ich. Dein Gesellschaftliches Ich? usw. Bist Du glücklich mit dir selbst? Wenn ja – wie wunderbar! Wenn nein – verschwende nicht kostbare Lebenszeit damit, nicht glücklich zu leben! Was fehlt? Wie kannst du das in dein Leben bringen?
Bist Du glücklich in deinen Beziehungen? Hast du alle die Beziehungen, die Du Dir wünschst? Wie sieht es aus mit den Beziehungen zu Familie, Elternhaus, Geschwister, Verwandtschaft? Blühst Du in Deinen Beziehungen? Machen sie Dich glücklich? Wenn ja- super! Wenn nein – wie kannst Du Deine Beziehungen so gestalten, dass sie Dich erfüllen?
Was hältst Du davon?
Na, was hältst Du davon? Kannst Du Dir vorstellen, Dein Leben mal so richtig gründlich zu reflektieren und in Deinem Innern wirklich aufzuräumen? Kannst Du Dir vorstellen, dass das RICHTIG richtig SPANNEND ist? Kannst Du Dir vorstellen, dass jedes Fernsehprogramm echt langweilig wird, wenn Du Dich darauf einlässt, Dir selbst zu begegnen? Aufzuhören, davon zu laufen? Stehen zu bleiben und dich wirklich und tief mit Dir selbst zu verbinden?
Lass Dich einladen, mit dieser Struktur dein Leben ein Jahr lang zu reflektieren und Deine persönlichen Reflexionsfragen noch hinzuzufügen. Ich bin mir sicher, dass das zu einer tiefen Verbundenheit mit dir selbst führt. Und ich bin mir sicher, dass Du in dieser aufgeräumten Verbindung zu Dir selbst richtig glücklich sein wirst. Alles Liebe dazu wünscht Dir von Herzen
Deine Claudia Iseler
©Claudia Iseler
Sabine
Wow… jeder Punkt wertvoll. Schon beim lesen merke ich, dass die Reflexion meine Bewusstheit verändert. Dieser BLog könnte ein ganzes Seminar oder ein Buch füllen. Danke Liebe Claudia für das teilen.
Claudia Iseler
Liebe Sabine, danke für Deinen so wertschätzenden Kommentar! Das freut mich, dass Dich mein Blogbeitrag so inspiriert. Tatsächlich geht es mir ähnlich, wie Du es beschreibst: ich würde daraus liebend gerne eine 2 – Jahresgruppe machen mit 15 Wochenenden. Alles Liebe, Deine Claudia